Fotos und Text von Herbert Frei

Unterwasser fotografieren

 

                                                                                                   

Es ist nicht abwegig, mit dem i-oder Smartphone unter Wasser zu fotografieren oder zu filmen. Die passenden UW-Gehäuse sind oft dicht bis 50 m. Allerdings kann der integrierte Handy-Blitz nicht überzeugen, weil er zu schwach ist und nur einen schmalen Ausleuchtwinkel besitzt. Außerdem blitzt er nur frontal ins Wasser, was Trübstoffreflexionen begünstigt. Kombinationen mit externen Sklavenblitzgeräten sind schwierig, weil man über die Handy-Blitze keine Informationen erhält. Man kann die Handy-Fotografie unter Wasser aber mit LED-Leuchten ausüben. Es finde sich dafür sogar entsprechende Schienen am Markt, auf denen die Smartphones befestigt werden können. Handy-Fotografie oder Handy-Videografie sind unter Wasser noch wenig populär. Auch, weil die Ergebnisse nicht immer den Vorstellungen der User entsprechen. Vorteil dieser Fotogeräte ist indes ihr großes Display, das alle Monitore der Profikameras in den Schatten stellt.

Wasserdichtes Gehäuse für Mobile-Phone

Actioncam mit UW-Gehäuse

 

Actioncams sind die kleinsten Fotogeräte am Markt. Form und Größe gleichen einem geschrumpften Zauberwürfel. Vielleicht gerade deshalb sind sie bei jungen Leuten so beliebt. Aber auch standfeste UW-Fotografen und Filmer montieren sie auf Schienen und Teleskopstäbe. Faszinierende ist ihr großer Bildwinkel, der bis 170° gehen kann. Autofokus gibt es nicht, denn die Schärfentiefe bis unendlich ist aufgrund der kleinen Bildsensoren und der riesigen Bildwinkel bereits ab 20-30 cm vor dem Frontglas gegeben. Für alle Actioncams werden druckfeste UW-Gehäuse bis 50 m angeboten, in metallener Ausführung sogar bis 3000 m für Off-Shore-Taucher. In ziviler Konfiguration bis 200 m für Tech-Diver.

 

Actioncam mit UW-Gehäuse

Actioncams werden vorzugsweise für Videostreams hergenommen, obwohl einige Modelle auch mit 16 Megapixel fotografieren können und somit gute Gebrauchsaufnahmen ermöglichen. Actioncams, die das Videografieren mit 4K gestatten, können zum Extrahieren von Einzelbildern hergenommen werden. Jedes Standbild hat dann 8 Megapixel. Nachteilig ist, dass Actioncams keinen Kamerablitz besitzen - man somit keinen externem Amphibienblitz anschließen kann. Wer mit Actioncams fotografieren will, muss das mit LED-Leuchten tun. Schienen und Lampenarme gibt es zuhauf. Nicht zuletzt sind Actioncams vom Handling, vom Gewicht und der Größe her gesehen ideal für Flugreisen.

Perlfisch aus dem Attersee. Das Bild wurde aus einem Videostream extrahiert.

 

Kompaktkamera

 

Sie dominieren noch immer die UW-Fotografie, wenigstens quantitativ. Es liegt auch daran, dass sie von Größe und Gewicht in jedes Handgepäck passen, qualitativ 23,6 x 15,8 mm) hochwertige Bilder erzeugen und es dafür eine unglaubliche Auswahl an nützlichem, aber auch sinnlosem Zubehör gibt. Weil Kompaktkameras beim Fotografieren an Land immer mehr von Smartphones abgelöst werden, verschwinden die preiswerten Modele allmählich vom Markt. Wer sich mit hochwertiger Kompaktfotografie abgeben will, muss deshalb notgedrungen in eine Premium-Kompakte investieren. Deren Abbildungsqualitäten stehen so mancher Systemkamera in nichts nach, was sich natürlich auch am Preis nieder schlägt. Geschenkt bekommt man auf diesem Niveau nichts mehr.

Mit Actioncams kann man auch fotografieren.

Kompaktfotografen machen aber nicht selten den Fehler, dass sie den weiteren Ausbau der Fotogerätschaft scheuen. Es wird dann sowohl am externen Amphibienblitz gespart, als auch an den Objektiv-Vorsätzen. Man vergibt somit die Chance, kreativ arbeiten zu können. Zu ernsthaften Überlegungen führt mitunter auch die Wahl des UW-Gehäuses. Auch, wenn es bereits Kompaktkameras gibt, die dicht bis 30 m sind, für Taucher, die mal ein tiefes Wrack besuchen wollen, geht es nicht ohne zusätzliche stabile Schutzhülle. Diese sollte druckfest bis 45 m oder 50 m sein. Ob man sich für ein Kunststoffgehäuse oder eines aus Metall entscheidet, ist oftmals vom finanziellen Polster abhängig. Metallgehäuse sind grundsätzlich teuer und übersteigen oftmals das Budget eines Familienvaters und Gelegenheitsfotografen.

Premium-Kompaktkamera von Panasonic

Keine nennenswerte Rolle hinsichtlich der Abbildungsqualität spielt der Name der Kamerafirma. Wenn es für das anvisierte Modell ein UW-Gehäuse gibt, macht man nichts falsch. Ob Canon, Fuji, Nikon, Olympus oder Panasonic ist eher eine Frage der Firmenaffinität. Achten sollte man darauf, dass sich ein externer Blitz und Objektiv-Vorsätze befestigen lassen.

Man nennt sie auch spiegellose Systemkameras oder abgekürzt CSCs. CSCs werden mit Bildsensoren vom Vollformat mit einer Sensorgröße von 24 x 36 mm bis zum kleinen Pentax Q-Format mit 7,5 x 5,7 mm (1/1,7 Zoll Bildsensor) bestückt. Am populärsten sind CSCs mit APS-C Bildsensoren (23,6 x 15,8 mm) und die von Olympus und Panasonic mit den Sensormaßen 17,3 x 13 mm – auch MFT-Bildsensoren (MFT = Micro Four Thirds) genannt. Weil bei Olympus und Panasonic das Kamerabajonett identisch ist, verfügen MFT-Fotografen über ein umfangreiches Objektiv-Angebot, das auch für UW-Fotografen exzellente Brennweiten bereithält.

Nikon promotet in seinen CSCs den CX-Bildsensor (13,2 x 8,8 mm), der trotz der kleinen Maße erstaunliche Abbildungsqualitäten vorzuweisen hat. Insbesondere beim AF-Speed werden die Nikon1-Kameras von keiner anderen Systemkamera übertroffen. Ein besonderes Model ist die bis 15 m Tiefe wasserdichte AW1.

Hochwertige spiegellose Systemkamera von Sony.
Die Bilder hochwertiger Kompaktkameras unterscheiden sich kaum von denen mit Systemkameras gemachten.

Spiegellose Systemkameras besitzen keinen Schwingspiegel wie das bei D-SLRs der Fall ist, und man kann sie mit unterschiedlichen Objektiven bestücken. Darin liegt der eigentliche Vorteil gegenüber einer Kompaktkamera. Vom Makroobjektiv bis zum Fisheye können alle Brennweiten unter Wasser genutzt werden. Der Autofokus ist schnell und standfest. Das Motiv wird primär mit dem Monitor anvisiert. Gleichwohl gibt es auch CSCs mit fest eingebautem elektronischem Sucher, den man mit einem externen optischen Gehäusesucher koppeln kann. Dann hat man unter Wasser ein angenehm großes Sucherbild, das nicht vom Umgebungslicht beeinflusst wird. Gegenüber den Kompaktkameras ist ein spürbarer Preisanstieg zu verzeichnen, dessen Ursachen aber primär beim Kauf diverser Optiken und des UW-Gehäuses zu suchen sind. Auch die Größe des Bildsensors spielt eine erhebliche Rolle. Wer sich ins Vollformat begibt, muss liquide sein. Hier wird man sein Geld los, erhält aber ausgleichend auch gute Gegenwerte dafür. Die Abbildungsleistungen der spiegellosen Systemkameras sind ohne Fehl und Tadel. Pixel haben sie eh alle genug. Da alle CSCs mit Kamerablitzgeräten (fest eingebaut oder aufsteckbar) versehen sind, wird primär fiberoptisch geblitzt. Nikon und Olympus offerieren eigene amphibische Blitzgeräte, mit denen die Blitzbelichtung im TTL-Modus sehr gut funktioniert.

Kompaktkamera-Gerätschaften sind leicht und einfach zu bedienen.

CSCs – die meisten jedenfalls -sind relativ klein und leicht. Auch die UW-Gehäuse besitzen noch moderate Maße, so dass man damit sehr gut zurecht kommt und deswegen am Flughafen kaum Handgepäckprobleme anfallen. Wer neben der UW-Fotografie gern mal einen unkomplizierten Videoclip drehen möchte, liegt mit einer CSC genau richtig. Die meisten verfügen zudem über den 4K-Videomodus, bei dem jedes Bild 8 Megapixel besitzt. Ideal für das Extrahieren von Einzelbildern.

Für viele UW-Fotografen sind sie immer noch das Non-Plus-Ultra. Zuverlässig, ergonomisch und mit einem optischen Sucher ausgestattet. Der ist hell, klar und brillant, was viele D-SLR Fans zu schätzen wissen. Das Objektivangebot ist konkurrenzlos groß und beherbergt auch Exoten wie zirkulare Fisheyes, Lupenobjektive und die größte Auswahl an AF-gesteuerten Makroobjektiven - auch von Fremdherstellern wie Sigma, Tamron und Tokina.

D-SLRs sind normalerweise größer und schwerer als andere Digicams. Aber das trifft eigentlich nur auf die Profimodelle zu, die tatsächlich ein enormes Gewicht aufweisen – insbesondere, wenn noch ein massiges Objektiv montiert ist. Auf der anderen Seite offerieren Hersteller wie Canon, Nikon und Pentax auch D-SLR-Modelle, die nicht nur sehr klein und leicht sind, sondern auch erstaunlich preiswert. Während der Autofokus in Kompaktkameras und CSCs nach der Kontrastmethode funktioniert, werkelt in der D-SLR ein Phasendetektionsverfahren. Es arbeitet sehr funktionell und schnell, hat aber den Nachteil, dass man den Spiegel hochklappen muss, wenn man ein Video drehen will. Und dann wird der AF sehr langsam, weil er auf die Kontrastmethode umschalten muss. Deutlich langsamer als in einer CSC. Profifilmer, die Videostreams mit einer D-SLR drehen, stellen deshalb die Schärfe manuell ein.

CSCs bestechen durch ihre gute Bildqualität.
Das muss schnell gehen, weil es gefährlich ist. Eine flotte CSC kann hier hilfreich sein.

Spiegelreflexkameras werden entweder mit Vollformat-oder APS-C Bildsensoren bestückt. Vollformatsensoren rauschen in hohen ISO-Zahlen weniger als APS-C Bildwandler. Aber man darf das nicht zu hoch bewerten, denn unter Wasser werden ISO-Einstellungen jenseits von ISO 800 nur selten verwendet. Und bis ISO 800 können APS-C Bildsensoren durchaus mit dem Vollformat mithalten. Vollformatobjektive können bedenkenlos an APS-C Kameras verwendet werden, umgekehrt aber nur, wenn sich die Vollformatkamera auf das kleinere Sensorformat umschalten lässt. Canon unterbindet das, Nikon und Sony unterstützen diese Adaption. Wenn genügende Pixel vorhanden sind, ist die dadurch entstehende Pixelreduzierung nicht relevant. Von 36 Megapixel bleiben beispielsweise nach der Montag eines APS-C Objektivs noch 15 Megapixel übrig.

 

 

 

Wenn die D-SLR ein eingebautes Blitzgerät besitzt, kann man mit entsprechenden Amphibienblitzgeräten auch fiberoptisch blitzen. Profi-SLRs werden aber nicht immer mit integrierten Blitzgeräten versehen. Dann muss man mit Synchronkabeln arbeiten. Leider sind auch die UW-Gehäuse für D-SLRs mehrheitlich in den oberen Regionen angesiedelt, deren Preis sich bei entsprechender Ausstattung mit großen Domeports in schwindelerregende Höhen davon machen kann. Warum werden solche Fotogerätschaften immer noch gekauft? Es ist die Faszination, die Emotion und die Begeisterung für ein tolles Produkt. Nichtdestotrotz werden D-SLRs von den CSCs immer weiter zurückgedrängt. Auch weil man zum Fotografieren nicht notwendigerweise einen Spiegel benötigt. Es geht auch sehr gut ohne, wie Kompaktkameras und CSCs beweisen.

UW-Rugby ist eine schnelle Sportart. Mit großen Bildwinkel kann man sie einfangen. Hier die Nationalmannschaft der Herren.
Sony baut unter anderen auch Kameras mit feststehendem Spiegel, die sog. SLTs.

Mit dem Kürzel SLT (Single Lens Translucent) bezeichnet man Kameras, die einen fest eingebauten teildurchlässigen Spiegel besitzen, der als Strahlenteiler fungiert und das einfallende Licht permanent zu 70% auf den Bildsensor und zu 30% auf das AF-Modul verteilt. Bei dieser Technik gibt es keinen optischen Sucher mehr. Dieser weicht einem elektronischen Sucher mit 100 Prozent Bildansicht, den es bei einer SLR nur bei Profigeräten gibt. Der Lichtverlust von 30% auf dem Bildsensor ist in der Praxis unbedeutend, weil eine Automatik das Sucherbild aufhellt. Vorerst baut nur Sony solche Kameras.

Der anschwimmende Longimanus wurde vom AF der D-SLR zielsicher erfasst.

Der Vorteil einer SLT liegt in den schnellen Bildfolgen, weil keine verzögernde Schwingmechanik die Bildfrequenz hemmt. Dunkelphasen, wie sie beim Schwingspiegel einer D-SLR vorkommen, finden hier nicht statt. Blitzlicht ist immer zu sehen. Ebenso kann der mit den Phasenvergleich arbeitende AF beim Videografieren störungs-und verzögerungsfrei die Schärfe nachziehen. Bauform, Größe und Gewicht ähneln denen der D-SLTs. Es können sowohl Vollformat-als auch APS-C Objektive verwendet werden. Das Auslösegeräusch ist gemeinhin leiser als bei D-SLRs und äußert sich nur in einem gedämpften Klicken. Die kleine Verzögerung des elektronischen Suchers bei schnellen Schwenks ist unbedeutend. Sowohl um Sucher als auch auf dem Monitor kann man das Vorschaubild mit allen Belichtungsdaten einschließlich des Weißabgleichs beurteilen.

SLTs sind rasend schnell und es gibt sie mit einer unglaublichen Anzahl von Objektiven.
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